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Pixel und Pinselstriche: Interview mit Jutta Reindler

Jutta Reindler erzählt in einem bewegenden Interview von ihrem Weg von der IT zur Kunst. Mitten in der Pandemie fand sie durch die Entschleunigung des Alltags und tiefgreifende Reflexion ihre wahre Berufung. Ihre Kunstwerke, eine faszinierende Fusion aus digitaler Präzision und malerischer Lebendigkeit, spiegeln die Kontraste unserer Zeit wider. Mit farbenprächtigen Gemälden, die in Ateliers und Galerien Einzug halten, inspiriert sie zu kreativen Pausen in unserer digital dominierten Welt. Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie eine Krise zum Katalysator für persönliche und berufliche Neuorientierung werden kann.

Wie kam es zum Verkauf Ihres ersten Kunstwerkes?

Mein erstes bedeutendes Kunstwerk verkaufte ich unerwartet nach einem Tag der offenen Tür in meinem Atelier, zu dem ich mit einfachen, handgeschriebenen Schildern eingeladen hatte. Unter den Besuchern befanden sich auch Nachbarn, die aus reiner Neugier vorbeischauten, obwohl sie eigentlich andere Pläne hatten.


Zum meiner Überraschung klingelte es am folgenden Sonntagmorgen um 9 Uhr an meiner Tür. Es war meine Nachbarin, sichtlich bewegt. Ein bestimmtes Bild hatte es ihr angetan; sie hatte es seit ihrem Besuch nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Sie erklärte, dass gerade eine Lebensversicherung ausgezahlt wurde und sie sich davon etwas Besonderes, etwas Bleibendes gönnen wollte.


Als ich das Bild später lieferte, erfuhr ich, dass sie eine Praxis für energetische Behandlungen leitete. Mein Werk „Inside Out“ - eine Aufforderung, das innere Leuchten zu bewahren - fand auf unerwartete Weise Anklang bei ihrer eigenen Lebensmission, Menschen bei der Harmonisierung ihrer Energieflüsse zu unterstützen. Diese Begegnung hat mir die Augen dafür geöffnet, wie Kunst tiefgreifend und subtil zugleich Menschen erreichen und berühren kann.

(Foto: Jennifer-Lynn Kremer)


Was schätzen die Sammler Ihrer Werke am meisten an Ihrer Kunst?

Das, was Sammler an meiner Kunst besonders schätzen, ist ihre abstrakt-symbolistische Natur und die subtile Symbolik, die sie durchdringt. Meine Werke gleichen modernen Wimmelbildern, in denen die Botschaften durch feine Anspielungen versteckt sind. Die Verwendung lebendiger Farben, angereichert mit Akzenten aus schimmerndem Gold und Schlagmetall, fängt das Licht auf einzigartige Weise ein und schafft faszinierende Effekte. Einige meiner Sammler setzen sogar Schwarzlichtbeleuchtung in Form von Stehlampen oder speziellen Deckenstrahlern ein, um die zweite, verborgene Ebene meiner Gemälde zu enthüllen.


Die Entdeckerlust, das zentrale Thema meiner Arbeit, setze ich gerade durch diese  Elemente um, die nur unter Schwarzlicht sichtbar werden und im normalen Tageslicht unsichtbar bleiben.

Zeichen am Horizont – Das Fragezeichen (110 x 130)

Was sind Themen besonderer Bedeutung, die Sie auch immer wieder in Ihrer Kunst behandeln?

In meiner Kunst geht es um Entdeckerlust. Spannende Bereiche wie Zukunftsvisionen und die zugrunde liegenden Elemente und Strukturen sind für mich besonders spannend. Aber ich beschäftige mich auch mit völlig realitätsfernen Traumwelten und die Bedeutung des Träumens für die Kreativität. Kreativität ist wiederum der Motor für neue Entdeckungen. Raus aus der Routine und rein ins Abenteuer!


Können Sie uns ein wenig mehr über die „Zeichen am Horizont“-Serie erzählen?

In der Serie Zeichen am Horizont geht es um die Reise von einer Frage zu einer Erkenntnis. Die Frage kann sich sowohl auf den eigenen Lebensweg beziehen als auch auf gesellschaftliche Fragestellungen, und die Bedeutung des Hinterfragens von Informationen in unserer heutigen Gesellschaft. Genauso kann es sich um ein Problem handeln, das durch Forschung und Innovation zu einer Problemlösung werden soll. Damit hat für mich das Symbol des Fragezeichens eine enorme Bedeutung in unserer heutigen Zeit. Viel zu oft verzichten wir darauf zu hinterfragen oder den Ursachen auf den Grund zu gehen und treffen vorschnelle Entscheidungen oder verurteilen andere Positionen. Spannenderweise ist auch der Punkt ein Teil des Fragezeichen symbols. Der Punkt steht für die Erkenntnis. Serien mit konkreten Botschaften wie „Zeichen am Horizont“ sind auch geeignet, in Firmen spannenden diskussion zum Beispiel in Konferenzzonen anzuregen.

"Obwohl Technologie unseren Alltag vereinfacht, besteht die Gefahr, dass wir in Routinen gefangen bleiben und das Vertrauen in unsere eigene Kreativität verlieren." (Foto: Jennifer-Lynn Kremer)

An welchem Punkt in Ihrem Leben haben Sie begonnen, sich als Künstler zu identifizieren?

Ich begann mich als Künstler zu sehen, als ich meine erste Vernissage organisierte, um meine Arbeiten einem breiteren und unbekannten Publikum vorzustellen. Die Vorbereitung meiner Rede für diesen Anlass war ein Wendepunkt; mir wurde klar, dass meine Reise weit über das bloße Auftragen von Farbe auf Leinwand hinausging. Ich hatte das Stadium, in dem ich Anleitung von Lehrern benötigte, hinter mir gelassen und war zu einem unabhängigen Schöpfer geworden, der konsequent an Themen arbeitete, die mir am Herzen lagen. Ich konnte nicht nur eine klare Botschaft vermitteln und Menschen für meine Arbeit begeistern, sondern fand auch Bestätigung durch die Erfolge und Verkäufe meiner Werke. Kunst ist nun ein so essentieller Teil meines Lebens, dass ich mir ein Dasein ohne sie nicht mehr vorstellen kann.

Wie kommt es zu Ihren Ideen und wie entwickeln Sie diese?

Mein kreativer Prozess beginnt mit einer Neugier für die Verbindung zwischen technologischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel. Dieses Spannungsfeld zwischen positiven Entwicklungen und ihren Herausforderungen ist mein ständiger Begleiter und Inspirationsquelle. Oft inspirieren mich Themen aus meinem beruflichen Fokus auf Digitalisierung, wie digitale Entfremdung und die menschliche Neigung, Veränderungen skeptisch gegenüberzustehen.


Um aus diesen Inspirationen konkrete Ideen zu entwickeln, nutze ich eine breite Palette von Quellen – von Online-Recherchen über Bücher bis hin zu Fachzeitschriften. Die gesammelten Schlüsselbegriffe und Konzepte halte ich fest und beginne, sie in Chat GPT zu einem stimmigen Konzept zu formen, das den Namen für eine neue Serie prägen kann. Die Visualisierung und weitere Ausarbeitung findet dann in meinem Atelier statt, wo ich mit Farben und Formen experimentiere, um die Ideen auf Papier zu bringen.


Digitale Tools wie Procreate sind ebenfalls Teil meines Werkzeugkastens. Sie ermöglichen es mir, erste Skizzen zu erstellen und diese weiterzuentwickeln, was mir hilft, verschiedene Richtungen zu erkunden, bevor ich mich auf den endgültigen Weg festlege. Dieser Mix aus analogen und digitalen Techniken macht meinen Arbeitsprozess flexibel und dynamisch. Er erlaubt es mir, direkt und offen mit den Themen umzugehen, die mich bewegen, und dabei Werke zu schaffen, die sowohl innovativ als auch tiefgründig sind.

Sinnliche Entdeckerreisen – Kaleidoskop der Farben (60x80)

Welche Orte / Räume haben eine besondere Bedeutung in Ihrer Kunst?

Mein Atelier ist ein Ort, wo ich mich kreativ entfalten kann. Sobald ich die Tür hinter mir schließe, fühle ich mich inspiriert und motiviert. Musik ist mein ständiger Begleiter beim Arbeiten, sie hilft mir, in den Flow zu kommen und die Zeit zu vergessen. Oft arbeite ich so konzentriert, dass ich erst spät in der Nacht merke, wie viel Zeit vergangen ist.
Vielleicht eher ungewöhnlich, aber Botanische Gärten spielen eine besondere Rolle für meine künstlerische Inspiration. Dort zeigt sich die Natur von ihrer farbenfrohesten Seite, besonders im Frühjahr. Diese Orte sind für mich nicht nur Rückzugsorte der Ruhe und Entspannung, sondern auch ein lebendiges Atelier unter freiem Himmel, das mich dazu einlädt, die Schönheit der Natur in meine Kunst einfließen zu lassen.


Umgeben Sie sich mit anderen Künstlern? Wie sieht Ihr Umfeld aus? Gibt es hier Menschen, die auf Ihre Kunst einen Einfluss haben?

Ich finde Inspiration in der Gesellschaft vielfältiger Kreativer, wobei ich mich nicht nur auf Künstler im traditionellen Sinne beschränke. Menschen, die mit Leidenschaft ihrer Berufung folgen – ob Gründer, Selbständige, Musiker oder Schriftsteller – bereichern mein kreatives Umfeld enorm. Die Überzeugung, dass in jedem Bereich durch Hingabe und den Willen zur Exzellenz Kunst entstehen kann, prägt meine Sichtweise. Besonders junge Talente, die sich voll und ganz ihrer Leidenschaft hingeben, imponieren mir tief.


Mein alltäglicher Realitätsabgleich findet sowohl in meiner Tätigkeit in der IT-Beratung als auch im Musikverein statt. Diese Vielfalt an Perspektiven – wo das Glas gleichzeitig halb voll und halb leer sein kann und jeder seine eigene Realität schafft – bereichert meine Kunst und mein Leben. Die Begegnung mit unterschiedlichsten Charakteren und das Aufeinanderprallen divergierender Meinungen bieten mir eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration und des kritischen Denkens, die maßgeblich auf mein künstlerisches Schaffen einwirken.

"Die weiße, unberührte Leinwand einen Mini-Kosmos voller ungeschriebener Möglichkeiten und Abenteuer, die darauf warten, erforscht zu werden." (Foto: Jennifer-Lynn Kremer)

Welche Rolle spielen Innovation und Tradition für Sie?

Innovation ist für mich der Schlüssel zur Weiterentwicklung und ein zentraler Antrieb in meinem Schaffen. Ich bin überzeugt, dass Neuerungen das Potenzial haben, unser Leben und unsere Gesellschaft positiv zu verändern. Meine Haltung zur Tradition ist hingegen ambivalent. Auf der einen Seite schätze ich Tradition als etwas, das uns erdet, uns eine stabile Basis bietet und uns ermöglicht, Ruhe und Frieden in einer immer schneller werdenden Welt zu finden. Auf der anderen Seite sehe ich die Gefahr, dass eine übermäßige Betonung von Tradition innovative Prozesse blockieren kann.


Die Herausforderung besteht darin, eine harmonische Balance zwischen Innovation und Tradition zu finden – eine Aufgabe, die selten leichtfällt. Insbesondere in Deutschland nehme ich wahr, dass traditionelle Ansichten oft dominieren, was einen Dualismus von Entweder-Oder schafft. Ich persönlich bevorzuge jedoch ein Sowohl-als-auch, einen Raum, in dem Innovation und Tradition nicht als Gegensätze, sondern als komplementäre Kräfte betrachtet werden, die gemeinsam zu einem reicheren und vielfältigeren kulturellen und gesellschaftlichen Leben beitragen können.


Gibt es ein Kunstwerk in Ihrem Leben, dass Sie besonders beeindruckt hat?

Ja, ein Kunstwerk, das mich tief beeindruckt hat, ist Salvador Dalís "Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen". Dieses Bild und der Surrealismus mit seiner Erkundung des Unbewussten und dem Ausreizen der Vorstellungskraft, passen perfekt zu meinem künstlerischen Antrieb: der Entdeckerlust und der Wiederbelebung kindlicher Neugier, die ich für essenziell halte, um positive gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen.


Dalís Werk, das den schmalen Grat zwischen Traum und Realität erkundet, inspiriert mich, die Welt in ihrer vollen Wunderbarkeit zu sehen – frei von den Grenzen, die uns das Erwachsenenleben oft setzt. Es erinnert mich daran, dass Innovation und gesellschaftliche Transformation aus der Fähigkeit entstehen, mit neuen Augen zu sehen und stets neugierig zu bleiben. Durch diese Linse betrachtet, wird meine Kunst zu einem Vehikel, das nicht nur zur persönlichen Entdeckung einlädt, sondern auch die gesellschaftliche Perspektive erweitern möchte. Dalís Einfluss bestärkt mich darin, Kreativität als Schlüssel für eine hoffnungsvolle Zukunft zu nutzen.

Inside Out – Inneres Leuchten (90x110)

Was ist ihr Alleinstellungsmerkmal, mit dem Sie sich von anderen Künstlern unterscheiden?

Mein Alleinstellungsmerkmal in der Kunstwelt leitet sich aus einer speziellen Kombination verschiedener Techniken und der Einbindung universell verständlicher Symbole ab. Dabei stehen drei technische Elemente im Vordergrund: Schüttungen, der Einsatz von Finelinern und die Verwendung von UV-Farben.
Die Schüttungen bringen Zufallselemente ins Spiel, die jedem Kunstwerk von Beginn an eine unverwechselbare Dynamik und Einzigartigkeit verleihen. Auch wenn ich mit einer vordefinierten Bildstruktur arbeite, sorgen diese Schüttungen für lebendige und auffallende Effekte.


Nach dieser initialen Phase widme ich mich der Detailarbeit mit superdünnen Finelinern, um filigrane Strukturen und Muster herauszuarbeiten. Die Verwendung von dunklen oder hellen Lasuren, inspiriert von Techniken der klassischen Ölmalerei, gibt den Werken einen ausgeprägten 3D-Effekt.


Als finalen Schritt setze ich UV-Farben ein, um Linien und signifikante Bereiche hervorzuheben. Diese bewusste Kombination von Zufall und detaillierter Ausarbeitung resultiert in lebendigen, innovativen Unikaten.


Der Symbolismus fügt eine weitere Ebene hinzu, indem er den Werken eine vielschichtige Interpretierbarkeit verleiht. Dieser Aspekt bereichert die Kunst um eine tiefere Bedeutung und ermöglicht eine universelle Verständlichkeit, die meine Werke von anderen abhebt und sie zu etwas Besonderem macht.

"Jeder Mensch kann mit seiner wiedererweckten Entdeckerlust Teil einer Vision sein, die zu einem umwälzenden Wandel in unserer Gesellschaft beiträgt." (Foto: Jennifer-Lynn Kremer)


Haben Sie aktuelle oder zukünftige Projekte, über die Sie gerne sprechen möchten?

Aktuell bin ich dabei, ein weiteres innovatives Konzept in die Praxis umzusetzen. Mein Fokus richtet sich auf innovative High-Tech-Konzerne. Mein Ziel ist es, durch meine abstrakt-symbolistische Interpretation von Visionen und Innovationen einen einzigartigen Beitrag zur Unternehmenskultur zu leisten, der die Individualität der Firmen-DNA unterstreicht.
Dabei möchte ich mich nicht nur auf die reine Kunstproduktion beschränken. Ich plane auch, kreative Teambuilding-Workshops anzubieten, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt mit meiner Kunst interagieren können. In diesen Workshops gestaltet jedes Team aus kleinen, quadratischen Leinwänden durch übergreifende Farbschüttungen ein Gesamtkunstwerk. Diese können anschließend nicht nur die Büros oder Homeoffice-Arbeitsplätze visuell bereichern, sondern dienen auch als symbolische Verkörperung der Team- und Unternehmensvision.


In einer Zeit, in der soziale Entfremdung durch Remote Work zunimmt, sehe ich in diesen Projekten eine Chance, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und die Verbindung zur Firmenvision durch einen kreativen, visuellen Anker zu festigen. Diese Initiative bietet eine innovative Möglichkeit, Kunst als Medium für Teambuilding und die Förderung einer lebendigen Unternehmenskultur zu nutzen.

Verfügbare Kunstwerke und Informationen zu Jutta Reindler unter:

www.jutta-reindler.com

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