Im Austausch mit der Natur: Sandra Well im Interview
Sandra Well, 1993 bei Nürnberg geboren, ist bildende Künstlerin mit Schwerpunkt auf abstrakter Malerei. Ihre Kunst initiiert die Suche nach der Essenz der Dinge und findet dabei Wertschätzung und Schönheit in ihrer rohesten Form.
Wie kam es zum Verkauf Ihres ersten Kunstwerkes?
Ich habe meine Bilder am Anfang hauptsächlich über Instagram präsentiert. Mein erster Verkauf ging nach Norwegen an eine Künstlerin und Sammlerin, die mir schon seit einiger Zeit dort folgte.
Was schätzen die Sammler Ihrer Werke am meisten an Ihrer Kunst?
Achtsamkeit ist ein wichtiges Thema in meiner Kunst und das spiegelt sich auch in den Bildern selbst wieder. Ich beschäftige mich im Vorfeld viel mit Farbwirkung, Komposition, sowie der Textur und arbeite mit dementsprechender Sorgfalt und Feingefühl, die der Betrachter auch wahrnehmen kann. Zudem ist mir besonders bei Auftragsarbeiten ein umfangreicher Austausch mit dem Kunstinteressenten wichtig, um eine persönliche Verbindung zu schaffen.
Was sind Themen besonderer Bedeutung, die Sie auch immer wieder in Ihrer Kunst behandeln?
Neben der eben genannten Achtsamkeit sind auch Reduzierung und Entschleunigung ein wichtiges Thema, die als Fort- und nicht als Rückschritt zu begreifen sind. Die heutige Gesellschaft ist geprägt von Leistungsdruck und stetiger Optimierung, davon immer noch mehr und Spektakuläreres zu schaffen, was auf Dauer nicht haltbar ist. Meine Fragen in der Kunst kreisen eher darum, was ich noch weglassen könnte, was es braucht ein Thema oder ein Gefühl darzustellen. Die sich auflösenden Strukturen lassen Freiheit und neue Blickwinkel entstehen. Sie lassen subtile und schwer greifbare Gedanken und Gefühle zu.
Der Fokus wird bewusst auf das Unscheinbare gelegt und der Stille Gehör geschenkt.
Ich möchte dabei die Magie in die natürlichen Dinge zurück holen und dazu anregen, wieder genauer hinzusehen, zu entdecken und sich seine kindliche Naivität und Neugier beizubehalten.
Können Sie uns ein wenig mehr über die „Blurry Visions“-Serie erzählen?
Für gewöhnlich arbeite ich viel mit freistehenden und klaren Formen, „Blurry Visions“ sticht da heraus. Sie ist eine fortlaufende Serie und beinhaltet Bilder, die an eine verschwommene Sicht, an vage Erinnerungen oder subtilere Wahrnehmungen abseits der reinen Sehkraft erinnern. Ich verzichte hier auch weitestgehend auf den Gebrauch von Pinseln, sondern arbeite die Farbe mit den Händen und viel Verdünnung ein, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
An welchem Punkt in Ihrem Leben haben Sie begonnen, sich als Künstler zu identifizieren?
Der Begriff des Künstlers wird ja oft unterschiedlich definiert. Kreativ schaffend tätig zu sein war jedenfalls früh und fortlaufend ein Hauptbestandteil meines Lebens. Als Künstler bezeichne ich mich seit dem Punkt, an dem ich begonnen habe konzeptioneller zu arbeiten und mit meinen Bildern und den damit verbundenen Gedanken in die Öffentlichkeit zu treten.
Wie kommt es zu Ihren Ideen und wie entwickeln Sie diese?
Neben der Malerei fotografiere ich leidenschaftlich gerne. Die dabei entstandenen Fotografien dienen mir oft als Inspiration für spätere Projekte. Ich greife hierzu gerne Farben und Formen aus der Natur auf und ordne sie in meinen Bildern zu etwas Neuem an. Vorher angefertigte Skizzen und Konzepte helfen mir dabei die Essenz des Themas herauszufiltern und reduziert darzustellen.
Welche Orte / Räume haben eine besondere Bedeutung in Ihrer Kunst?
Hauptsächlich die Natur, hier entstehen die Grundlagen für meine visuellen Konzepte. Meine Heimat Bayern hat mich hier wahrscheinlich in der Vergangenheit am meisten beeinflusst. Für die Zukunft wünsche ich mir allerdings auch neue direkte Eindrücke durch Reisen an unterschiedlichste Orte. Mein Atelier ist zudem ein wichtiger Raum für mich. Hier herrscht meine ganz eigene Ordnung, um mich ohne große Ablenkung auf meine Arbeit konzentrieren zu können.
Umgeben Sie sich mit anderen Künstlern? Wie sieht Ihr Umfeld aus? Gibt es hier Menschen, die auf Ihre Kunst einen Einfluss haben?
Ich pflege die ein oder anderen Kontakte zu bildenden Künstlern, Designern, Fotografen und Musikern. Ich finde es spannend und bereichernd sich medienübergreifend über allgemeine Themen der Kunst oder eigene Arbeiten und Ideen auszutauschen. Andere Blickwinkel können auch befreiend wirken, wenn man selbst dazu neigt sich in gewissen Themen zu verkopfen.
Welche Rolle spielen Innovation und Tradition für Sie?
Traditionen können etwas Behagliches an sich haben und ich empfinde es als Bereicherung, manche Dinge auszuüben, die sonst in unserer schnelllebigen Welt kaum noch Platz finden. Auch alte Philosophien wie das japanische „Wabi Sabi“ interessieren und beeinflussen mich. Tradition sollte dennoch nie den positiven Fortschritt hemmen oder als einzige Wahrheit aufgefasst werden. Innovatives Denken und Handeln ist gerade in der heutigen Zeit von unerlässlicher Bedeutung, egal ob in Kunst, Wirtschaft oder Politik. Ich halte diese zwei Werte generell aber auch nicht für etwas Unversöhnliches.
Gibt es ein Kunstwerk in Ihrem Leben, dass Sie besonders beeindruckt hat?
Hier fällt es mir schwer ein einzelnes Kunstwerk auszuwählen. Ich interessiere mich generell für unterschiedlichste Kunstrichtungen und stoße hier immer wieder auf Arbeiten, die mich beeindrucken. Die Malereien von Anne-Sophie Tschiegg und Meghan Bustard zählen momentan allerdings zu meinen liebsten zeitgenössischen Werken.
Was ist ihr Alleinstellungsmerkmal, mit dem Sie sich von anderen Künstlern unterscheiden?
Wenn ich neue Bilder konzipiere und umsetze, dann ist das immer ein Balanceakt – zwischen Fragilität und Stärke, Transparenz und Opazität, Unschärfe und Klarheit, Licht und Dunkel, Spontanität und Planung. Durch meine spezielle Technik mit ungrundierter Leinwand zu arbeiten, bleibt hier wenig bis kein Spielraum für Nachbesserungen, da sonst die Leichtigkeit und die besondere Textur verloren geht. Damit dies gelingt, benötigt es viel Erfahrung und Feingefühl, ein gutes Auge für das große Ganze sowie für die Details.
Haben Sie aktuelle oder zukünftige Projekte, über die Sie gerne sprechen möchten?
Mittlerweile findet Vieles online statt, wobei subtilere, aber sehr wichtige Eindrücke wie Haptik und Details der Arbeiten verloren gehen können. Neben neuen Serien plane ich u.a. deshalb auch weitere Ausstellungen in Hotels, Galerien und anderen interessanten Locations.